
“Journaling” wirkt wie ein Modewort – zumindest dann, wenn du dich damit noch nie wirklich befasst hast. So ging es mir zumindest lange Zeit.
Tagebücher hatte ich seit Kindertagen seitenweise gefüllt und unzählige voll geschriebene Notizbücher stapelten sich im Regal. So recht konnte ich nie verstehen, was für ein Unterschied es sein sollte, zu journaln. Und überhaupt: Was ist das für ein seltsames Wort?
Heute kann ich sagen: Manchmal braucht es einfach ein paar (Gedanken-)Schleifen mehr. Ein paar v-i-e-l mehr. Doch in diesem Jahr habe ich endlich verstanden, wie wunderbar journaln wirklich sein kann – und wie mühsam es indes ist Tagebuch zu schreiben.
Ganz passend zu meinem Artikel habe ich hinterher auch noch Valeska Steins Blogparade zum gleichen Thema von 2024 entdeckt. Ist zwar schon lange her, aber wenn es so gut passt, mache ich da auch gerne noch mit!
Jede Minute des Tages …
Wie gesagt hatte ich schon als mittelaltes Kind damit begonnen, unzählige Zettel, Blöcke, Notizbücher und Kalender zu füllen. Mit allem, was mich beschäftigt hat. Noch heute weiß ich, wie wichtig es mir damals war, dass ich keine Sekunde dieser Zeit vergesse.
Das alles heute zu lesen ist wunderbar! Wenn auch ehrlicherweise ein wenig mühsam. Es liest sich wie ein nüchternes Protokoll meines Tages.
Wenn ich mich beim Lesen dieser Einträge versuche zu erinnern, gelingt mir das nicht immer. Manche Momente sind mir gänzlich fremd. Ohne einen Hinweis darauf, wie ich mich damals gefühlt habe und welche Gedanken mir durch den Kopf schwirrten, bleibt am Ende nichts außer einer vagen Aneinanderreihung unglaublich vieler Wörter.
Dabei war ich überzeugt davon, dass es unmöglich sein wird, etwas davon zu vergessen, wenn ich nur jeden noch so banalen einzelnen Moment meines Tages notiere.
Heute weiß ich, dass das falsch ist.
… und doch fehlt das Gefühl!
Meine Tagebücher liegen alle gesammelt in einer Kiste und werden traurigerweise nur ganz, ganz selten dort rausgeholt. Und falls doch, blättere ich sie im Schnelldurchlauf durch und erhasche dabei nur einige wenige Worte oder Sätze.
Nun könntest du denken, dass das Tagebuch schreiben für mich völlige Zeitverschwendung war. Aber nein, war es nicht.
Dazu komme ich später noch mal zurück. Lass mich dir erst noch von meinem Bullet Journal erzählen.
Im November 2014 bin ich in den Weiten des Internets auf ein Video von Ryder Carroll gestoßen, in dem er in nicht mal drei Minuten seine Bullet Journal-Methode vorstellt.
Ich war direkt begeistert:
“Es ist simpel, schnell umzusetzen und am Ende sogar wie eine Art Tagebuch.”
Mir Feuereifer habe ich losgelegt und es genauso schnell wieder sein lassen.
Als ich es später nochmal versuchen wollte, sah ich überall im Internet super schön gestaltete Seiten, was mich ziemlich überfordert hat. Ich hab’ in den Folgejahren immer wieder angefangen und versucht (Gestaltungs-)Elemente von anderen zu übernehmen. Funktioniert hat es nie wirklich.
Aus dem ganz simplen Grund, weil ich nur Dinge übernommen hatte, die oberflächlich gesehen zwar schön ausssahen … doch auch hier fehlten mein Gefühl und meine Gedanken.
Angefangen hat alles mit einem Journal über mein Buch
Eigentlich sollte man meinen, kann das alles nicht so schwer sein. Aber doch, ist es.
Anfang 2024 habe ich ein neues Bullet Journal angefangen. Auf meine Art. Zum ersten Mal bin ich kontinuierlich dran geblieben. Und es hat sich gewandelt. In meinem Tempo.
Im Februar letzten Jahres begann auch der Schreibkurs bei Rebekka Behrendt. Ziemlich am Anfang hat sie uns nach dem Prinzip “Write before you’re ready” 24 Schreibaufgaben gegeben.
Es ging darum, ins Schreiben zu kommen und sich gleichzeitig mit dem Leser, dem Thema und sich selbst als Autorin auseinanderzusetzen.
Jeweils 25 Minuten am Stück schreiben, nicht nachdenken und nichts hinterfragen oder löschen.
Es war seltsam, aber ich hatte Rebekka versprochen, mich auf den Prozess einzulassen und ihn nicht infrage zu stellen. Also hab ich mir mehr oder weniger willkürlich eine Frage nach der anderen herausgezogen und sie beantwortet.
Und was soll ich sagen? Das war unglaublich beeindruckend!
Natürlich hatte ich mich schon früher mit solchen Arten des Schreibens beschäftigt. Beim Geschichten schreiben, aber auch beim Versuch der berühmten Morgenseiten.
Und trotzdem fühlte es sich dieses Mal anders an. Leichter, freier, ehrlicher.
Ich war absolut fasziniert, welche spannenden Gedanken mein Kopf raushaut, wenn ich ihn über das standardmäßige Blabla hinausdenken lasse.
Dabei entstanden viele tolle Inhalte für mein Buch. Das Entscheidende bei dieser Übung aber waren die Zeilen dazwischen. Dann nämlich, wenn ich nicht mehr genau wusste, was ich zur ursprünglichen Frage schreiben sollte. Dann, wenn ich mir erlaubt habe, über andere Dinge “nachzudenken” und diese ehrlich hinterfragt habe.
In diesem wochenlangen Prozess habe ich nach und nach begriffen, was Journaling tatsächlich bedeutet.
Mein erster Kurs rund ums Journaling
Im Anschluss habe ich mich auf die Suche nach Journalingfragen gemacht. Wobei ich festgestellt habe, dass es nicht die Fragen waren, die ich gesucht hatte, sondern viel mehr eine kleine Anleitung wie man “richtig” journalt.
Passenderweise landete eine E-Mail von Annika Bühnemann in meinem Postfach, in der sie von einer Art Membership – dem „Anniversum“ – sprach, die Themen rund um Mindset, Persönlichkeit etc. beinhaltet.
Nachdem ich mich dort angemeldet hatte, stellte ich fest, dass es auch einen Kurs rund ums Journaling gab.
Jackpot!
Annika hat das auch ziemlich gut gemacht. Die Basics hatte ich alle schon am eigenen Leib erfahren. Spannend fand ich die unterschiedlichen Arten des Journalings. Das hat mich ziemlich begeistert.
Und doch nützt es mir auch hier nichts, diese einfach eins zu eins zu nutzen. Da weigert sich mein Scannerhirn. Vielmehr schaue ich mir all die Möglichkeiten an und mache am Ende mein eigenes Ding daraus.
Das funktionierte eine Weile auch ganz großartig!
Mein Jahresmotto bringt mich dazu dran zu bleiben
Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, warum ich im letzten Jahr dann plötzlich doch wieder mit dem Journaling aufgehört habe.
Vermutlich, weil es zu diesem Zeitpunkt viel zu eng mit dem Buch verbunden war, das ich bisher (noch) nicht geschrieben habe. Und vielleicht hat einfach doch noch etwas gefehlt.
Dieses Jahr habe ich unter das Motto „Gelassenheit“ gestellt – und ich bin so dankbar, dass ich es getan habe. Dieses Wort im Hinterkopf hat sich im ersten Halbjahr 2025 schon so unglaublich viel (in mir) verändert wie all die Jahre zuvor nicht. Und mir gefällt, wo es hingeht.
Wie so oft passiert vieles durch Zufall. So bin ich im Januar in der Ordnungschallenge von Melanie von Raumtraumideen gelandet. Das hat mir gleich zu Beginn des Jahres einen ordentlichen Boost an Motivation verliehen und ganz viele Erkenntnisse bescherrt.
Dieses Reflektieren über das, was ich dabei gelernt habe, war ziemlich beeindrucken. Denn diese Erkenntnisse sind nicht nur fürs reine Aufräumen und Ausmisten wichtig, sondern in vielen Bereichen hilfreich – gerade mit Blick auf mein Jahresmotto.
Manchmal hilft es, wenn man nicht alleine ist
Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich sofort dabei war, als ich bei Maria Veit aka marygoesround Ende Mai ihre „Entscheidungskraft-Challenge“ rund ums Journaling angeboten hat.
Der Zeitpunkt war zwar nicht unbedingt passend und ich konnte mich auch nicht jeden Tag dem geteilten Impuls (schreibend) widmen, aber trotzdem hat es was mit mir gemacht.
Ich habe mir – nicht zum ersten Mal, aber vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit – endlich mal wieder ganz bewusst und ehrlich selbst zugehört. Ich habe auf das geschaut, was mich wirklich tief im Innern bewegt und nicht nur an der Oberfläche brodelt.
Dabei habe ich (wieder einmal) gemerkt, wie sehr ich schreibend denken kann. Im Kopf kreisen meine Gedanken ständig und immer wieder um die gleichen Themen aus ein und demselben Blickwinkel. Es ist schwer dabei wirklich unter die Oberfläche zu schauen. Doch wenn ich schreibe … journale … komme ich nach und nach dem Kern dessen näher, was mich wirklich bewegt.
Ich weiß nicht, warum das in dieser kurzen Woche so intensiv war. Vielleicht, weil ich es mir erlaubt habe und mich ganz bewusst darauf eingelassen habe, auch wenn ich vieles nicht verstanden habe. Ich habe einfach darauf vertraut, dass es sich fügen wird.
Dazu kam (wieder einmal) der Austausch in der Gruppe mit Gleichgesinnten. Und noch wichtiger Marias wundervoll warmherzige und absolut wohlwollende Kommentare auf unsere Gedanken. Irgendwie hat sie immer die richtigen Worte getroffen. Das hat mir gut gefallen.
Es war für mich nur logisch, dass ich meine Journalingreise noch ein bisschen weiter mit Maria gehe. Und so habe ich direkt im Anschluss an die Challenge ihre Membership Journey Pages* gebucht.
Das soll jetzt kein Werbeartikel werden, wirklich nicht. Aber ich bin ehrlich begeistert.
Mir hilft es sehr, wenn mich jemand an die Hand nimmt und mir erstmal sagt, womit ich anfangen soll. Oftmals sind es Dinge oder in diesem Fall auch Fragen, mit denen ich mich von selbst (zumindest erstmal) nicht beschäftigt hätte. Aber es tut unglaublich gut – auch wenn’s nicht immer leicht fällt.
* Affiliate-Link: Wenn du über diesen Link einkaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Wie es aktuell mit dem Journaling bei mir aussieht
Mittlerweile journale ich wirklich (fast) jeden Tag.
Ich hatte mir vorgenommen wenigesten einen Satz zu schreiben und wenn es nur „Der Tag war schön.“ ist.
Das Erstaunliche dabei ist, dass es tatsächlich fast nie nur bei diesem Satz bleibt. Es mogeln sich immer noch weitere Gedanken aufs Papier und oftmals habe ich die spannendsten Aha-Momente, wenn ich eigentlich am wenigsten damit rechne.
Und tatsächlich wird es immer leichter.
Es gibt noch immer Themen, mit denen ich mich gerade nicht befassen möchte. Die mich allein beim Gedanken daran stressen. Aber das Schöne ist, dass ich gelernt habe, nichts erzwingen zu müssen. Diese „schweren“ Themen sind da und bleiben, bis ich irgendwann bereit dazu bin, über sie zu schreiben.
>> Wenn Themen viel zu schwer wiegen, um darüber zu schreiben
Auf jeden Fall werde ich mich in den nächsten Tagen, wenn ich endlich wieder durchatmen kann und die Abgaben im Job geschafft sind, nochmal viel bewusster meinem Journal widmen.
In meinem Kopf schwirrt gerade eine 30-Tage-Journaling-Challenge rum. Mal sehen, ob und wie ich das umsetze. Aber wie auch immer, es wird großartig werden!
Wenn du Journaling auch gerne mal ausprobieren möchtest und nicht verpassen möchtest, wenn es eine Challenge dazu gibt, komm gerne in meinem Telegramkanal „Not just one thing“. Hier gibt’s neben meinen Gedanken, Erfahrungen und Learnings rund ums Journaling, auch alles mögliche zu Gelassenheit, Produktivität, Ordnung und tausend anderen Dingen!
Liebe Marina,
ich bin gerade ganz berührt, deinen Weg zum Journaling und all die Gedanken, die dich begleitet haben, so offen zu lesen.
Es ist so wertvoll, wie du beschreibst, dass Journaling ganz verschiedene Facetten hat und wie es seinen Platz bei dir gefunden hat – Schritt für Schritt und auf deine ganz eigene Weise.
Danke, dass ich mit meinen Impulsen und den Journey Pages ein Teil davon sein darf. 💛
Ich freue mich riesig, wenn deine Geschichte andere inspiriert, ihren eigenen Schreibweg zu entdecken!
Alles Liebe
Maria
Liebe Maria,
vielen lieben Dank für deine Worte!
Ich finde es auch sehr beeindruckend, mit welchen Facetten sich das Schreiben immer wieder zeigt. Und ich freue mich auf das, was mit den Journey Pages noch alles kommen wird 🙂
Liebe Grüße
Marina
Liebe Marina,
es ist interessant zu lesen, wie du immer wieder zurück zum Schreiben kommst. Ganz offensichtlich ist es dein „Ding“.
Ich finde ebenfalls, dass Schreiben sehr entlastend einerseits und bereichernd andererseits sein kann.
Und auch wenn es scheinbar leicht oder einfach ist zu schreiben, ist es das mit unseren Gedanken und Gefühlen, eben doch nicht immer. Dann braucht es den passenden Zugang bzw. Einstieg, damit es gelingt dranzubleiben und an tiefere Erkenntnisse zu kommen.
Ein sehr ehrlicher, persönlicher Artikel. Viele Dank fürs Teilen!
Herzliche Grüße
Lidija
Liebe Lidija,
ganz lieben Dank, ich habe es gerne geteilt!
Und ja, irgendwie ist Schreiben eine Sache, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hat und auf die ich immer wieder zurück gekommen bin – auf die eine oder andere Weise.
Das Schöne ist: Es hat sich mit mir verändert und gleichzeitig bin ich wiederum daran gewachsen. Irgendwie ist Schreiben wie ein alter Freund 💛
Liebe Grüße
Marina