Schon als kleines Kind war mir klar, was ich mal werden möchte. Es mag vielleicht langweilig klingen, aber ich hatte nie den Wunsch Tierärztin, Ballerina oder Feuerwehrmann zu werden. Ich bin vielseitig interessiert, eine absolute Scannerpersönlichkeit – auch wenn ich diesen Begriff überhaupt nicht leiden kann. So viel ich im Laufe meines Lebens schon ausprobiert habe, eine Sache zog sich konsequent durch alle Lebensjahre hindurch: das Schreiben. Wie es meinen Weg geformt und meinen Charakter geprägt hat, sodass ich zu der erfahrenen Redakteurin und Copywriterin werden konnte, die ich heute bin, erzähle ich dir in diesen 23 Stationen meines Lebens.

1. Ende der 1980er-Jahre: Der Geruch nach Abenteuer Als Kinder waren wir an den Sonntagnachmittagen oft bei unserem Onkel. Dort zogen sich meterlange Regale an den Wänden entlang – bis oben gefüllt mit Büchern. Es roch nach Papier und nach Abenteuer. Unser liebstes Buch damals war Sawimbulu von Hardy Krüger.

2. 1988: Eine kleine Leseratte erobert die Buchwelt. Kaum war ich eingeschult, hatte ich mit Feuereifer lesen gelernt. Eines meiner ersten Lesebücher war meine Lesefiebel, in der ich mit Uta und Uli Buchstaben und Wörter entdeckte. Ab da war kaum ein Buch sicher vor mir.

Mädchen im rosa Kleid bei seiner Einschulung mit Schultüte in der Hand und einem ebenfalls rosa Schulranzen neben sich.
Mit der Einschulung eröffnete sich für mich eine ganz neue Welt: Ich lerne endlich lesen und schreiben!

3. Anfang der 1990er-Jahre: Der Commodore eröffnet neue Welten. Von Papa bekamen mein Bruder und ich einen mittlerweile kultigen Commodore 64. Damit hatten wir nicht nur zwei Spiele (Bubble Babble und Buggy Boy), sondern auch eine magische Floppy Disk. Auf der einen Seite war ein Malprogramm auf der anderen eines zum Schreiben. Revolutionär wie wir fanden.

4. 1992: Der Held meiner Kindheit – Benjamin Blümchen Ich habe seine Geschichten auf Kassette rauf und runter gehört – und bin sogar mit ihnen eingeschlafen. Dabei war gar nicht Karla Kolumna diejenige, die mich begeistert hatte, wie man vermuten könnte. Sie war toll, keine Frage, aber manchmal eben auch ein bisschen anstrengend. Als Benjamin in Folge 56 allerdings selbst Reporter war, wusste ich, was ich später werden möchte.

5. 1992: Schneckenpost Meine erste Brieffreundin hatte ich über die Flohkiste gefunden, ein Magazin für Kinder. Wir haben uns sehr lange geschrieben. Genau wie die Dauer des Schreibens wurden auch die Briefe selbst immer länger. Ich schätze das war aber auch der Grund, weshalb wir uns irgendwann nicht mehr geschrieben haben. Trotzdem hatte ich immer wieder mehr oder weniger intensive Brieffreundschaften.

6. 1993: Vorlesewettbewerb in der Schule Mein Kopf denkt schnell. Deshalb kann ich ein komplettes Buch (vor-)lesen ohne mich auch nur ein einziges Mal zu verhaspeln. Perfekt für den schulischen Vorlesewettbewerb. Ich kam sogar in die engere Wahl, um unsere Schule zu vertreten. Allerdings war ich dann so aufgeregt, dass ich viel zu schnell gelesen habe und letztlich nicht genommen wurde. Das wunderbare Gefühl beim Vorlesen ist dennoch geblieben.

Mädchen mit gelbem Mickey-Maus-T-Shirt lehnt an einem Bananenbaum.
Rund um den Vorlesewettbewerb waren wir irgendwann auf Cran Canaria :o)

7. 1994: Fast wie eine Geheimschrift Sütterlin hat mich schon immer fasziniert. Als ich bei meiner Mama im Nachttisch ein Übungsblatt dazu gefunden hatte, konnte mich nichts mehr aufhalten. Ich habe ganz fleißig geübt. Später habe ich dem Bruder meines Opas in eben dieser Schrift unzählige lange Briefe geschrieben.

8. 1994: Mit 10 Fingern geht alles schneller. An unserer Schule habe ich in einem Nachmittagskurs das Tippen mit 10 Fingern an einer Schreibmaschine gelernt. Zuerst hieß es Seite um Seite Tabellen ausfüllen, um die Lage der Buchstaben auf der Tastatur zu lernen. Danach ging’s mit einfachen Buchstabenübungen an die Praxis. Am Ende des Kurses konnte ich unfassbar schnell tippen, was mir ganz neue Möglichkeiten bot.

9. 1996: Geheimakte Briefbuch In unserer Teenagerzeit war eine Sache absolut in und niemand kam daran vorbei: Briefbücher. Statt Briefe auf einzelnen Zetteln, schrieben wir uns in extra dicke Notizbücher – mit jeder Freundin in ein eigenes. Wir füllten Seite um Seite mit Geschichten, Rätseln, dem neusten Klatsch und natürlich jugendlichen Herz-Schmerz-Stories. Alles ganz geheim versteht sich!

Mädchen im schwarzen Kleid hält sich mit einer Hand am Kirschbaum fest.
Da war ich gerade 14 und die Briefbuchzeit nahm richtig Fahrt auf.

10. 1999: Ein Architekt im Herzen In der elften oder zwölften Klasse kam ein Berufsberater an unsere Schule, der uns bei unserer Berufswahl unterstützen sollte. Ich erzählte ihm, dass ich Journalismus studieren wollte. Das allerdings hat er gleich abgewunken und mich nach einer Alternative befragt. Sorry, lieber Berater, die gab es nie. Aber weil du was hören willst, sagen wir doch einfach Architektur. Da war er Feuer und Flamme – und mein weiterer Weg entschieden.

11. Sommer 2001: Deutsch im Abi Meine Deutschnoten waren nie überragend. Vielleicht, weil es weniger um das Schreiben ansich, als vielmehr um Interpretationen von Gedichten und (Gesellschafts-)Romanen ging. Dennoch habe ich Deutsch als Leistungskurs fürs Abi gewählt. Ziemlich wagemutig, wenn man bedenkt, dass man mit nur einem „falschen“ Gedanken völlig am Thema vorbei schreiben kann.

12. 2004: Mein eigenes Buch – oder auch nicht Vor mittlerweile 17 Jahren wollte ich endlich mein eigenes Buch schreiben und hab mich für einen Kurs bei der Schule des Schreibens angemeldet. Das erste Modul mit seiner Aufgabe habe ich ganz motiviert durchgearbeitet und auch sehr gutes Feedback bekommen. Schon bei der zweiten Aufgabe allerdings kam mir mein Perfektionismus dazwischen und die Kursbücher stehen bis heute ungelesen im Regal.

13. 2005: Teil einer großen, blauen Familie Zum THW kam ich bereits 2003, doch erst zwei Jahre später habe ich dort verschiedene Weiterbildungen zur Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Das war der Beginn einer kleinen Reise: Berichterstattung über die Bundesversammlung, das Bundesjugendlager und die Jugendakademie plus Mitarbeit am Jugend-Journal. Eine intensive Zeit, in der ich auch meinen Mann kennengelernt habe.

Bei der THW-Bundesversammlung 2008 in Brühl mussten wir nicht nur arbeiten, sondern haben die Nächte durchgequatscht und gelacht.

14. 2007: Meine kleinen Leuchttürme im Studium Während meines Architekturstudiums an der TU Darmstadt hat es mich immer wieder zu Dingen gezogen, die in irgendeiner Form mit dem Schreiben und der Kommunikation zu tun haben. So habe ich zum einen den Kurs „Kommunikationstraining für Architekten“ belegt, der mich für ein Wochenende in ein Landschulheim brachte. Zum anderen war ich im Presseteam des Solardicathlon, einem internationalen architektonischen Zehnkampf, bei dem unsere Uni damals als einzige in Deutschland teilnehmen durfte – und gewonnen hat.

15. 2007: Tagespresse oder Fachverlag Noch bevor ich mein Diplom in der Tasche hatte, wusste ich, dass ich nie in einem Architekturbüro arbeiten möchte. Damals stand ich an einer Weggabelung: Entweder das Praktikum bei der Frankfurter Neuen Presse anfangen und die Chance auf ein Volontariat in der Tagespresse ergreifen oder aber meinem Studium doch noch einen sichtbaren Sinn verleihen. Ich entschied mich für letzteres und habe mich in verschiedenen Fachverlagen um ein Volontariat beworben.

16. August 2007: Anfangs kam ich mir ein bisschen veräppelt vor Mein Start in einem Stuttgarter Fachverlag begann mit einem Praktikum. Es war ein bisschen holprig, weil das angekündigte Volontariat erst ein Jahr später als erwartet frei werden sollte. Nach einem Teeküchengespräch mit dem Chef der Corporate Publishing-Sparte bin ich nach vier Monaten dorthin gewechselt. Praktikum, freie Mitarbeit, Volontariat, Redakteurin – irgendwie lief’s dann. Über die Jahre hatte ich einige sehr gute Mentoren an meiner Seite, von denen ich so viel durfte. Sie haben mein Schreiben geprägt und mein Gespür für gute Texte verfeinert.

17. November 2012: Ein Monat lang kollektives Schreiben Als ich vom NaNoWriMo, dem jährlich im November stattfindenden National Novel Writing Month, erfahren habe, war ich natürlich gleich dabei. Ich hatte mir vorgenommen einen Roman für meinen heutigen Mann zu schreiben. Allerdings war das Scheitern vorprogrammiert: Ohne Plot in den NaNo mit seinen 50.000 Wörtern zu starten, ist ein kleines Selbstmordkommando – zumindest für mich. Bei den Camps im April und Juli klappte es dafür umso besser.

18. März 2020: Zweiter Versuch mit einem Buchkurs Bei Annika Bühnemann kam ich das erste Mal mit Online-Schreibkursen in Berührung. Irgendwie machte mich das neugierig und nach einigen Berührungspunkten habe ich schließlich ihren Kurs „Mach dein Buch zu einem Wow!“ gebucht. Auch hier (leider) wieder: Die Motivation war da, aber das Leben kam dazwischen.

19. Mai 2020: Gemeinsam schreiben und über Ideen brüten Aus eben dieser oben erwähnten Motivation habe ich nach Gleichgesinnten gesucht, nach Menschen, die auch einen Roman schreiben möchten. Ich hatte endlich begriffen, dass Autoren ihre Bücher in den seltensten Fällen ganz alleine schreiben. Der Austausch ist wichtig, mit anderen über die eigenen Ideen reden unbezahlbar. So fand ich die Schreibnacht und wurde Teil einer großartigen Community, von denen einige Menschen mittlerweile zu wirklich guten Freunden geworden sind.

20. Mai 2020: Sommercamp im Ohr beim Kisten packen Podcasts mochte ich schon immer sehr gerne. Beim Kistenpacken für den Umzug ins eigene Haus fand ich schließlich den der Schreibdilettanten und damit ihr beinahe episches Sommercamp von 2019. Fortan waren Axel Hollmann und Marcus Johanus meine ständigen Begleiter beim Packen. Ich hab‘ die Folgen verschlungen, die mir so viele Aha-Momente beschert haben.

21. Juni 2021: Einmal abbiegen in Richtung Abenteuer Anfang des Jahres hatte ich mir viele Gedanken darüber gemacht, was ich eigentlich in Zukunft tun möchte und in welche Richtung mein Leben weiter verlaufen soll. Kurz darauf buchte ich einen Kurs (über den ich hier momentan noch nichts weiter sagen kann) bei einer wirklich tollen Mentorin. Ich kannte ihre Art und ihre Ansichten aus den bis dahin 70 Podcastfolgen, die sie aufgenommen hatte – und mir war klar, dass das für mich super passen würde.

22. Oktober 2021: Es gibt so viele unterschiedliche Arten des Schreibens Mein Fokus lag seit Monaten intensiv auf dem Schreiben. Dabei rückte der Roman in den Hintergrund. Stattdessen interessierte ich mich immer mehr für eine andere Art des Schreibens: Copywriting. Ich stieß auf den Podcast von Tim Gelhausen und buchte nicht lange danach seine Conversion Copywriting Academy. Copywriting begeistert und fasziniert mich gleichermaßen – und vor allem macht es riesig Spaß!

23. Heute: Am Ende fügt sich alles zusammen. Mein kleiner Umweg über die Architektur war vielleicht nicht unbedingt nötig, aber am Ende möglicherweise hilfreich. Durch all diese Erfahrungen habe ich einen ganz besonderen Blick auf Worte und Texte erlangt. Redaktionelles und kreatives Schreiben, Storytelling und Copywriting – all diese Facetten des Schreibens haben meinen Weg geprägt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin: eine kreative Copywriterin, die immer wieder mit Neugier über den Tellerrand blickt.

Ein Selfie einer Frau vor ihrem Laptop.
14 Jahre als Redakteurin und ganz viel Copywriting-Wissen – das kann nur großartig werden!