Jeden Abend lese ich unserem Sohn etwas vor. Mal ein paar Kapitel aus einem dickeren Buch, mal viele kleine Pixi-Bücher.
In der Sonderausgabe „Ein wunderschöner Kita-Tag“ stutze ich jedes Mal auf Seite 16.
„Da passiert es: Mia fällt hin. Sie stößt sich das Knie. Walid hilft ihr beim Aufstehen. Amir streicht über Mias Arm. Sie weint ein bisschen. Lena tröstet sie. Sie schaut Mias Knie an. Alles gut. Mia braucht noch nicht mal ein Pflaster.“
(aus der Pixi Sonderausgabe „Ein wunderschöner Kita-Tag“)
Fällt dir auf, warum sich das komisch liest?
Was hat es mit den Satzanfängen auf sich?
Fast alle Sätze sind nach dem Schema „Subjekt – Verb – Objekt“ aufgebaut.
Im Grunde ist es das simpelste Satzschema, das es gibt – und es funktioniert. Folgt allerdings ein so aufgebauter Satz auf den anderen, wird es schnell monoton und langweilig.
Immer steht das Subjekt am Anfang eines Satzes:
Mia – Sie – Walid – Amir – Sie – Lena – Sie – Mia
Danach folgt das Verb:
fallen – stoßen – helfen – streichen – weinen – trösten – schauen – brauchen
Für die Zielgruppe dieses kleinen Pixi-Büchleins passt sowas perfekt. Kleine Kinder können damit die Geschichte verstehen und der Handlung folgen.
Doch für uns Erwachsene schleicht sich beim Lesen eine gewisse eintönige Rhythmik ein. Wie eine Melodie mit nur einem Ton, der sich immer und immer wieder in stets gleicher Länge wiederholt. Das würde sich niemand auf Dauer anhören.
Auch solltest du bei Satzanfängen unbedingt vermeiden, dass mehrere Sätze hintereinander mit der, die oder das beginnen. Meist folgt danach entweder auch ein Subjekt oder ein Objekt.
„Der Aufsichtsrat hat heute getagt. Die Sitzung hat über zwei Stunden gedauert. Das Ergebnis wird morgen Abend bekannt gegeben. Der Pressesprecher hat bestätigt, dass sie ein wirklich gute Lösung gefunden haben. Die Mitarbeiter erwarten mit großer Neugier die Bekanntgabe.„
Langweilig und dröge.
Doch nur weil das Thema nicht extrem spannend ist, muss das, was darüber geschrieben wird, doch nicht zwangsläufig ebenso öde daherkommen.
Wie lässt sich das aufs Business übertragen?
Im Deutschen haben wir den großen Vorteil, dass wir Sätze mit sehr vielen unterschiedlichen Satzgliedern beginnen können. Entsprechend sind wir nicht gezwungen uns sklavisch an die Formel „Subjekt – Verb – Objekt“ zu halten.
Stellst du die Sätze um und variierst damit die Satzanfänge, wirkst du dieser Monotonie minimal entgegen und der Text klingt schon etwas flüssiger. Bei obigem Beispiel mit dem Aufsichtsrat könnte es so aussehen:
„Heute tagte der Aufsichtsrat. Die Sitzung hat über zwei Stunden gedauert. Morgen Abend wird das Ergebnis bekannt gegeben. Laut Pressesprecher wurde eine wirklich gute Lösung gefunden. Mit großer Neugier erwarten die Mitarbeiter die Bekanntgabe.„
Das ist immer noch kein schöner Text, dafür bedarf es weiterer kleiner Veränderungen – die ich dir alle noch verrate. Aber heute geht es nur um die Satzanfänge.
Lies noch mal das Beispiel im vorherigen Abschnitt und die Veränderung hier.
Merkst du, wie es sich trotz immer noch recht einfacher Sätze nicht mehr ganz so abgehakt liest?
Übrigens: Der Teil, der den Satz einleitet, steht besonders im Fokus und wird dadurch extra betont. So kannst du beispielsweise eine Zeitangabe noch stärker hervorheben, wenn sie immens wichtig ist.
Jetzt bist du dran
Diesen Tipp kannst du bei wirklich jedem deiner Businesstexte anwenden.
Such dir einen aus und schreibe dir die Satzanfänge raus.
Das ist wichtig! Schau sie dir nicht nur an und denk drüber nach, sondern schreibe sie wirklich mal neben- oder untereinander auf.
Fallen dir Stellen auf, die entweder mehrfach hintereinander mit dem Subjekt beginnen? Oder solche die du aufeinanderfolgend mit der – die – das beginnst?
Schau dir diese Stellen noch mal genauer an.
Mit welchen Satzteilen aus dem jeweiligen Satz könntest du ihn alternativ beginnen lassen? Hier gibt es meist nicht nur eine Möglichkeit, sondern viele.
Probiere alle aus. Welche Variante gefällt dir am Besten?
Schau anschließend wie die Sätze zusammen klingen. Welche Varianten ergänzen sich und ergeben ein stimmiges Gesamtbild?
Schreib deine Vorher-Nachher-Beispiele in die Kommentare – ich bin einfach zu neugierig 😉