„Die Skulptur ist … äh … nicht so schön.“
„Ach, nenn das Kind beim Namen … sie ist hässlich!“
„Naja, ganz so hätte ich das jetzt nicht gesagt …“ – aber gedacht!
Wir neigen dazu, das was wir sagen zu relativeren. Oft, weil wir Angst davor haben, eine klare Meinung zu äußeren oder, wie es im Businesskontext oft heißt, eine Position zu beziehen.
Was bedeutet Verneinung?
Ganz sicher hast du schon oft in deinem Leben etwas verneint.
„Möchtest du spazieren gehen?“
„Nein, ich möchte lieber lesen.“
Insgesamt gibt es drei (Haupt-)Möglichkeiten der Verneinung:
- nein (als negative Antwort auf eine Frage)
- kein (verneint Nomen)
- nicht (verneint alles übrige)
Was hat es mit dem Wort „nicht“ auf sich?
Menschen denken in Bildern. Aus diesem Grund sind Worte, die solche Bilder hervorrufen, extrem stark.
Einen Tisch kannst du dir vorstellen, ebenso wie einen Apfel, eine Rakete oder ein Schwimmbecken. Auch hast du Bilder im Kopf, wenn du hörst wie jemand lacht, malt oder rennt. Aber kannst du dir „nicht“ vorstellen?
Auch wenn du jetzt eine schwarze wabernde Masse in deinem Kopf findest … es ist schlichtweg unmöglich, sich „nicht“ vorzustellen.
Das beste Beispiel dafür sind Kleinkinder.
Stell dir vor, ein noch nicht ganz zweijähriges Kind hat seine Wachsmalstifte gezückt und setzt gerade mit ganz viel Freude an, ein riesengroßes Bild auf die frisch tapezierte Wand zu malen.
Der erste Impuls von uns Erwachsenen ist häufig: „Mal nicht an die Wand!“
Klingt erstmal richtig, aber bei Kleinkindern filtert das Gehirn nur bildhafte Wörter – im Regelfall also Verben und Substantive. Entsprechend hört das Kind, das du dazu bringen möchtest NICHT an der Wand zu malen, nur „Mal Wand!“
Und was macht es? Es setzt wieder freudig den Stift an und malt drauf los – genau das, was du vermeiden wolltest. Ärger vorprogrammiert!
Das Wort „nicht“ ist so schwierig, weil damit Sinn und Inhalt einer Aussage ins Gegenteil gekehrt werden sollen.
Übertrieben gesagt, nimmst du zuerst die wichtigsten Wörter in einem Satz – Verben und Substantive – als positive Aussage wahr, um sie dann ins Gegensätzliche zu drehen.
Das passiert natürlich im Bruchteil einer Sekunde. Dennoch bleibt oft ein fader Beigeschmack zurück.
Wie lässt sich das aufs Business übertragen?
In deinen Businesstexten geht es oft darum, was dein idealer Kunde erreichen möchte. Du sprichst über Dinge, die er hinter sich lassen will, um den besseren Zustand zu erlangen. Oder du erklärst, welche Erfolge er mit deinem Angebot erzielen kann.
Beispielsweise schreibst du:
„Was wäre, wenn du nicht mehr jeden Morgen mit Rückenschmerzen aufwachst?“
Natürlich verstehen wir, was gemeint ist. Wir sind logisch denkende Wesen und können „nicht“ einordnen. Aber erinnerst du dich an den faden Beigeschmack?
Dein Gehirn wird zuerst die Worte „jeden Morgen mit Rückenschmerzen“ wahrnehmen. Gar nicht gut! Erst danach wandelt sich dieser Satz durch das kleine Wörtchen „nicht“ ins Gegenteil.
Von daher mach es dem Kopf deines potentiellen Kunden leicht und gib ihm ein gutes Gefühl.
Schreibe stattdessen:
„Was wäre, wenn du jeden Morgen entspannt und ausgeruht aufwachst?“
[Randnotiz: Natürlich will der Kunde keine Rückenschmerzen mehr haben, aber der eigentliche Wunsch ist ein ganz anderer. Dazu in einem späteren Blogartikel mehr.]
Hierbei sind die Worte „jeden Morgen entspannt und ausgeruht“ die entscheidenden. Diese nimmt das Gehirn deines potentiellen Kunden wahr und ist gleich postiver gestimmt.
Jetzt bist du dran
Ist dir schon mal aufgefallen, wie oft du die Worte „nicht“ oder „kein“ in deinen Texten verwendest?
Vermutlich eher nicht (!), da es oft viel leichter ist, etwas negativ auszudrücken.
Deshalb nimm dir einen deiner Texte vor und suche gezielt nach solchen Verneinungen.
Wie viele sind es geworden?
Und wie kannst du das, was dort steht, positiv formulieren?
Ich bin sehr gespannt, was du alles findest.
Schreib mir gerne eine E-Mail mit deinen negativen Sätzen.
In puncto Kindererziehung war diese Erkenntnis ein echter Gamechanger für mich. Manchmal ist es gar nicht so leicht – haha erwischt – die richtigen Worte zu finden. Wenn ich diese gefunden habe, verwende ich sie konsequent: Aus „nicht so laut“ wird leise, aus „nicht auf den Tisch klettern“ runter vom Tisch! Eine klare Ansage – unmissvertändlich, auch für Erwachsene 😉 P.S. Du willst nicht wissen, wie oft ich gerade meine Sätze korrieren musste. #schmunzel
Halo Miriam,
generell finde ich, kann man ziemlich viel von Kindern lernen. Sie haben so einen klaren und einfachen Blick auf alles. Warum nicht also auch beim Schreiben zunutze machen 😉
Und ja, ich kann mir vorstellen, wie häufig du korrigiert und umgeschrieben hast 😅 Das „nicht“ hat sich so sehr in der Alltagssprache festgesetzt, dass es einem ganz oft gar nicht (!) auffällt. Es ist an der ein oder anderen Stelle aber auch nötig. Und es ist erlaubt, nur eben bewusst. Es geht nur darum, es einmal bewusster wahrzunehmen und dort umzuformulieren, wo es ohne Klarer ist.
Liebe Grüße 🙂