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Es gibt einige Themen, an die würde ich am liebsten überhaupt nicht denken. Denn, wenn ich nicht daran denke, dann gibt es sie auch nicht – oder?

Das wäre manchmal echt schön!

Allerdings sieht es im wahren Leben anders aus. Nur weil ich etwas ignoriere, ist es nicht weg. Nur weil ich mich nicht traue, darüber nachzudenken, verschwindet es nicht plötzlich auf magische Weise.

Es bleibt. Und ganz im Verborgenen wird es größer!

Und trotzdem gibt es diese Themen, bei denen sich in mir alles sträubt, wenn ich auch nur daran denke, darüber zu journaln.

Diese Beoachtung sorgte am letzten Freitag auch in der Sprechstunde der Journey Pages* für regen Austausch. Meine Gedanken dazu sind (mittlerweile) vielschichtig.

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Wenn dich ein Thema innerlich lähmt

Mir fällt es nicht mehr wirklich schwer, in meinem Journal über alle möglichen Themen und Fragestellungen offen und ehrlich zu schreiben. Erstmal ist es nur ein Rausschreiben von Gedanken, nichts weiter. Ich selbst entscheide, ob es eine Konsequenz hat oder nicht.

Und doch gibt es immer wieder Themen, bei denen mir beim bloßen Gedanken daran ganz anders wieder. Es ist keine Schreibblockade im klassischen Sinne und auch keine Unlust.

Vielmehr ist es eine Schwere, die sich in meinem oberen Bauch und meiner Brust ausbreitet. Es ist eine innere Unruhe und ein Aufgeregtsein. Es macht sich teilweise so extrerm körperlich bemerkbar, dass ich jegliche Gedanken an diese Sache komplett von mir wegschiebe.

Das Problem dabei ist: Nur weil ich es von mir schiebe, ist es eben nicht wirklich weg. Im Gegenteil: Das Thema macht es sich so richtig gemütlich und die Gedanken daran kommen immer und immer wieder. Und mit ihnen auch dieses beklemmende Gefühl.

Ignorieren hilft leider nicht

Zuerst dachte ich, dass ich bei bestimmten Fragen einfach Angst vor der Antwort habe. Ich hab es hingenommen. Ist eben so.

In meinem Kopf das gleiche Spielchen mit dem Irrglauben: Wenn ich die Antwort nicht höre, ist sie nicht da.

Aber ganz ehrlich: Diese Angst kommt nur deshalb, weil ich die Antwort tief in mir drin schon erahne und sie mir nicht gefällt.

Vermutlich habe ich auch weniger Angst vor der Antwort selbst, sondern mehr vor den Konsequenzen, die sich daraus ergeben – oder ergeben sollten.

Und ja, ich habe noch im letzten Abschnitt geschrieben, dass ich allein entscheide, ob eine Sache eine Konsequenz hat oder nicht. Aber die Tatsache, dass ich diese Entscheidung treffen darf, macht die Konsequenz nicht unbedingt besser.

Hinzu kommt ein Gefühl der Hilflosigkeit, das mich überflutet, wenn ich an bestimmte Themen denke, die mich zwar sehr beschäftigen, bei denen ich aber nicht direkt etwas beeinflussen kann.

Im Grunde ist dieses Nicht-beschäftigen mit bestimten Themen eine Art der Prokrastination – oder zumindest des Aufschiebens und Vermeidens. Eine Art Schutzmechanismus, um nicht verletzt zu werden.

Klingt erstmal gut, ist auf Dauer aber keine Lösung.

Du solltest solche Themen nicht einfach ignorieren und aussitzen. Und ja, das ist leicher gesagt, als getan, aber unglaublich wichtig.

Lass die einseitige Betrachtungsweise hinter dir

Ein großes Problem bei diesen „schweren Themen“ ist es, dass die Gedanken im Vorfeld immer und immer wieder um die entsprechende Fragestellung kreisen. Sie kratzen an der Oberfläche und nehmen deshalb nur das Offensichtlichste und meist auch Allerschlimmste wahr.

Das Thema wird absolut einseitig betrachtet. Und du glaubst, dass diese Gedanken die einzige Wahrheit sind.

Kleiner Spoiler: Sind sie nicht!

Wenn du darüber schreibst – auf welche Weise auch immer -, erkennst du plötzlich diese Einseitigkeit. Das Thema verliert von seinem Schrecken, wenn du es aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtest.

Doch glaub nicht, dass ich jetzt wie von Zauberhand über alle Themen, die mich im Innern bewegen, schreiben kann, ohne mit der Wimper zu zucken, nur weil mir die einseitige Betrachtungsweise der inneren Stimmme bewusst ist. Ganz und gar nicht!

Gefühle sind oft stärker als das Wissen. Hierbei trifft die emotional subjektive Seite, auf die logisch rational objektive. Das passt nicht immer so leicht zusammen.

3 Möglichkeiten, wie du dich schweren Themen annähern kannst

Ein Vorschlag, der im Rahmen der Freitagssprechstunde kam und den ich auch schon ausprobiert habe, ist der, dass man einfach aufschreibt, dass man Angst hat und sich fragt, warum.

Dabei fiel mir auch auf, dass es hier ganz unterschiedliche Herangehensweisen gibt: Es ist grundsätzlich nicht unbedingt einfach, sich seinen Ängsten zu stellen. Vor allem lösen ähnliche Ängste bei zwei Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen hervor, was mit der generellen Einstellung dazu, aber auch den eigenen Erfahrungen zusammenhängt.

Deshalb glaube ich, dass auch jeder einen anderen Zugang finden muss, wie er mit diesen „schweren“ belastenden Themen umgeht.

Für den Anfang sind hier 3 Möglichkeiten sehr naheliegend:

1. Du stellst dich einfach deiner Angst, schiebst jegliches Unbehagen bewusst zur Seite und beantwortest die Frage. Klingt leicht? Dann los!
(Klappt bei mir so semi-gut)

2. Du schiebst das eigentliche Thema erstmal beiseite und beschäftigst dich stattdessen mit der Frage, woher dieses beklemmende Gefühl, die spürbare Angst oder die heftige Blockade kommen. So umgehst du erst einmal dieses schwierige Thema, aber gehst dem Gefühl dahinter auf den Grund.

3. Vielleicht näherst du dich dem Thema auch über Umwege. Wenn sich wirklich alles in deinem Inneren dagegen sträubt, solltest du vielleicht über etwas anderes journaln. Je nach Thema kannst du vielleicht den Fokus auf etwas richten, das dir daran gefällt und das dich mit Freude füllt. Oder aber du fängst mit etwas vollkommen anderem an.

Ich finde es extrem spannend alle Varianten auszuprobieren und dann zu schauen, welche für mich am besten funktioniert.

Denn diese Themen auf Dauer auszublenden ist leider keine Option.

Gib dir Zeit und Raum – alles ist okay

Was ich auf jeden Fall für mich festgestellt habe: Wenn Punkt 3 eintritt und sich alles in mir sträubt auch nur kurzzeitig an dieses Thema zu denken. zwinge ich mich nicht (mehr) dazu, die Frage zu beantworten.

Ich denke, Zwang wirkt der eigentlichen Idee des Journalings total entgegen. Es soll unterstützend und wertschätzend sein und nicht durch Negatives und unter Druck vorangetrieben werden.

>> „7 Eigenschaften, die du fürs Journaling brauchst“

Stattdessen schreibe ich in solchen Fällen einfach etwas ganz anderes auf. Etwas, das ich mag oder das mir heute ebesonders gut gefallen hat. Ganz egal was. Es geht nur darum ins Schreiben zu kommen.

Sobald nämlich die Gedanken fließen, wechseln die Themen immer wieder (fast) automatisch. Und irgendwann komme ich dadurch wie von selbst zu den Themen, die mir vorher Sorge bereitet haben. Sie sind da und wollen raus, du brauchst nur Geduld mit dir.

Noch vor einiger Zeit wäre der 1. Punkt für mich vermutlich der einzig mögliche gewesen – der einzig „richtige“. Doch mittlerweile habe ich keine Angst mehr davor, dass die Art und Weise wie ich an die Sache herangehe, „falsch“ sein könnte.

Vielmehr ist es in dem Moment genau das, was mein Kopf (oder auch mein Herz – klingt nur immer sehr philosophisch … vielleicht also mein Unterbewusstsein) gerade braucht. Ich gebe ihm den Raum so viel loszuwerden, wie er gerade möchte. Alles darf, nichts muss. Er macht das schon!

Es funktioniert für mich so gut, weil ich eben nichts erwarte. Es gibt kein Ziel, kein richtig oder falsch. Es fließt vielmehr auf eine ganz natürliche Weise.

Und wenn dann doch wieder eine Blockade kommt, ist das okay. Dann notiere ich auch das. „Ich möchte darüber jetzt nicht weiter schreiben. Es fällt mir gerade viel zu schwer. Vielleicht morgen.“

Und wenn nicht morgen … ist es auch okay.

Wenn es mehr ist als „nur“ eine Blockade

Journaling ist eine innere Haltung und ein kraftvolles Werkzeug, aber keine Patentlösung.

Es kann

  • Dinge an die Oberfläche bringen, die tief in dir verborgen sind.
  • dabei helfen innere Blockaden zu lösen und eine neue Sicht auf verschiedene Themen zu erlangen.
  • Gedanken miteinander verknüpfen, die auf den ersten Blick nichts miteianander zu tun haben.
  • dir helfen deinen Kopf frei zu kriegen, um Platz für Schönes zu schaffen.
  • so vieles mehr, das es sich lohnt zu entdecken.

Manche Themen, die dich einen Widerstand körperlich spüren lassen, sind tatsächlich „nur“ innere Blockaden. Denen kannst du dich mit Journaling annähern und sie im Besten fall sogar auflösen.

Allerdings steckt manchmal auch mehr dahinter: Dann nämlich wenn der Widerstand Teil einer tiefsitzenden Angst ist, die dich regelmäßig durchströmt, dich vielleicht sogar lähmt und deinen Alltag stark einschränkt. Dann kannst du deine Gedanken mit Journaling zwar ordnen, doch es ist vermutlich sehr viel hilfreicher, dir zusätzlich professionelle Unterstützung zu holen.

Finde heraus, was du dir zutrauen kannst, was du brauchst und was dir hilft. Ganz instinktiv weißt du es meist schon, bevor du es bewusst aussprechen kannst.

Und stress dich erstmal nicht, wenn ein Thema gerade einfach nicht dran ist. Alles hat seine Zeit!