
Dieses Jahr habe ich unter das Motto „Gelassenheit“ gestellt. Das kam in den letzten Wochen oder eher Monaten … ach, Jahren viel zu kurz.
Ich stehe gefühlt nonstop unter Strom, fühle mich für alles verantwortlich und bin in letzter Zeit viel zu häufig wegen Kleinigkeiten explodiert. Mir fehlt ausreichend Schlaf, Struktur und Fokus. Und dazu herrscht sowohl in meinem Kopf als auch in meinem Umfeld viel zu viel Chaos.
„Gelassenheit“ war also das Wort der Stunde!
Ein Wort alleine ändert allerdings noch nichts.
Jedes Mal, wenn ich wieder alles andere als gelassen war, habe ich mir mein Jahresmotto wie ein Mantra vorgesagt. Es hilft ein bisschen, erfordert aber unglaublich viel Willensstärke.
Das hält niemand auf Dauer durch.
Vielmehr denke ich, dass Gelassenheit von ganz alleine kommt, wenn alles andere im Gleichgewicht ist. Und das Offensichtlichste war der ganze Krempel um mich rum – vor allem im Arbeitszimmer.
Der muss weg!
Mehr zu meinen Gedanken, Erfahrungen und Learnings rund um Struktur, Ordnung, Gelassenheit, Produktivität und tausend andere Dinge gibt’s regelmäßig auch in meinem Telegramkanal „Not just one thing“ 😉
„Lass los für mehr Platz“-Challenge
Das Thema „ausmisten und aufräumen“ steht schon sehr lange auf meiner ToDo-Liste. Kleine Strohfeuer gab es da immer mal wieder. Aber ganz ehrlich: Dabei blieb es, denn gefühlt ist es ein Jahrhundertprojekt 🙈
Es ist unglaublich, was sich alles in nicht mal 5 Jahren im eigenen Haus ansammelt!
Wobei … eigentlich ist es gar nicht so unglaublich, denn wenn man vor dem Umzug nicht wirklich sinnvoll aussortiert, ist es hinterher nicht auf magische Weise weniger.
Irgendwann im Dezember hat mir mein Mann ein Reel von Melanie von Raumtraumideen weitergeleitet.
Damals hat es irgendwas in mir ausgelöst, das dafür gesorgt hat, dass ich mir ihr Profil näher angeschaut habe. Und wie der Zufall so will, veranstaltete sie in der zweiten Januarwoche die 7-Tage-Challenge „Lass los für mehr Platz“.
Ganz genau das, was ich in diesem Moment brauchte!
Die Challenge war gut, für mich anfangs aber etwas holprig. Aus vermeintlichem Zeitmangel habe ich die Aufgaben erstmal aufgeschoben. In der zweiten Hälfte lief’s besser und so bin ich am Ende in ihr Gruppencoaching gestolpert. Denn … seien wir mal ehrlich … alleine hätte ich vielleicht noch ein oder zwei Wochen durchgehalten. Dann wäre es mir wieder zu langweilig, zu anstrengend, zu was auch immer gewesen und ein weiteres Strohfeuer wäre einfach so erloschen.
Doch dieses Mal sollte es anders werden. Dieses Mal werde ich das gesamte Haus auf den Kopf stellen, endlich Ballast abwerfen und Freiraum schaffen.
Für meine Familie, für unser Zuhause, aber vor allem auch für mich!
Jeden Tag 15 Minuten aufräumen
Gerade sind wir in der dritten Woche. Sind von der Küche ins Bad gewandert und nun im Arbeitszimmer gelandet. Es ist anstrengend, kostet Energie, ist teils wirklich frustrierend … aber es tut auch verdammt gut 😉
Das Grundprinzip ist simpel: Es geht darum, sich in jedem der Zimmer auf nur einen kleinen Bereich (eine Schublade, eine Ablagefläche, ein Regalfach, …) zu konzentrieren. Angelehnt an die Pomodoro-Technik stelle ich mir einen Timer auf 15 Minuten und widme mich in dieser Zeit konzentriert dem gewählten Bereich.
Die 15 Minuten sind überschaubar, sie helfen anzufangen und hinterher bin ich stolz, dass ich wieder eine Ecke geschafft habe. Außerdem ist der Zeitraum so kurz, dass nicht viel Zeit bleibt jede Entscheidung bis ins Unendliche zu hinterfragen.
So geht es zwar nur langsam voran, aber stell dir vor, du mistest jeden Wochentag (also 5 Tage die Woche) jeweils 15 Minuten aus. Dann hättest du dich dieser Aufgabe am Ende dees Jahres für 65 Stunden ausgemistet.
Wichtig ist hier vor allem, dass man regelmäßig dran bleibt. Denn puuhh … wie oft hab ich solche Hauruck-Aktionen veranstaltet mit Tagen, an denen ich ohne Limit angefangen habe auszumisten. Ich war so naiv zu glauben, das ich mal eben den gesamten Krempel, der sich über Jahr(zehnt)e angesammelt hat, an einem Nachmittag zu sortieren, auszumisten und wegzuräumen.
Hat natürlich nie geklappt! Spätestens nach zwei Stunden machte sich der Gedanke breit, dass das eine absolut blöde Idee war! Und nachem ich alles wieder einigermaßen so zusammengeschoben hatte, dass man zumindest Wege zu den einzelnen Hotspots des Zimmers hatte, war meine Energie restlos aufgebraucht. Vielmehr brauchte ich erstmal eine mehrwöchige Pause, bis ich überhaupt wieder ans Aufräumen denken konnte.
Kein bischen nachhaltig!
Dieses Mal sollte es wie gesagt nicht nur anders werden. Dieses Mal ist es anders!
7 Erkenntnisse auf dem Weg vom Chaos zur Ordnung
Die Methode mit dem Timer ist kein Geheimnis und wird von Melanie auch ganz offen in ihren Blogbeiträgen, Youtubevideos oder Instagramstories geteilt. Die eigentliche Magie passiert wie immer hinter den Kulissen.
Nicht die Methode ist das Besondere, sondern die kleinen Impulse zwischendurch, die Motivation, der Austausch … eben all das, was man nicht einfach im Internet finden kann.
Und langsam, aber sicher sickern viele Erkenntnisse in mein Bewusstsein – kleine und große, aber alle sehr wertvoll. Und das nicht nur beim ausmisten!
1. Die 15 Minuten sind gruselig
Wie schon in der Challenge habe ich auch bei dem Kurs besagte 15 Minuten häufig aufgeschoben. Es gab immer eine Ausrede, warum ich genau jetzt keine Viertelstunde Zeit hatte, um die Küchenschublade aufzuräumen.
Dahinter steckt die Sorge, dass ich in der vorgegebenen Zeit nicht fertig werde und dann etwas halb angefangen liegen lassen muss. Das fühlte ich für mich ganz seltsam an.
Allerdings soll die zeitliche Begrenzung eben genau die Überforderung ausbremsen, die ich sonst immer ergeben hat. Dass ich mich nicht auf die überwältigende Menge an überflüssigen Dingen konzentriere, sondern nur darauf, in einem kleinen Teilbereich Ordnung zu schaffen.
Es geht also darum, das „Aushalten“ zu üben. Es aushalten zu können, dass ein Bereich heute eben nicht komplett aufgeräumt und damit fertig sein wird. Und auch zu akzeptieren, dass es völlig in Ordnung ist. Morgen mache ich weiter!
2. Eine Viertelstunde ist täglich machbar
Es ist total logisch, aber man muss es einmal gemacht haben. Als ich anfangs an die 15 Minuten dachte, kamen Gedanken wie „Wann soll ich das denn noch in meinem Tag unterbringen?“ oder „Was soll ich denn in nur 15 Minuten schaffen?“.
Ein wenig paradox: Einerseits ist die Zeit vermeintlich zu lang, um sie überhaupt in den Tagesablauf zu integrieren. Andererseits wird sie aber auch wieder als so kurz wahrgenommen, dass man im Grunde gar nicht erst anfangen muss.
Beides stimmt, nur andersherum!
Die 15 Minuten sind so kurz, dass ich immer irgendwann am Tag eine Möglichkeit finde, mir den Timer zu stellen. Und wenn ich dann dran bin, ist es erstaunlich, was ich in dieser Zeit alles schaffe, weil ich mich absolut fokussiert auf eine ganz konkrete Aufgabe konzentriere.
3. Für Perfektionismus ist kein Platz
Perfektionismus ist ein vollkommen eigenes Thema. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.
Natürlich würde ich am liebsten mit dem Finger schnipsen und alles ist ordentlich, schön dekoriert und einfach rundum gemütlich. … Hab’s versucht. Hat nicht geklappt!
Was ich aber gemerkt habe: Wenn ich mir 15 Minuten nehme, um eine Schublade oder einen anderen Bereich auszumisten und neu zu strukturieren, bleibt einfach keine Zeit, um alles perfekt zu machen. Und das muss es auch gar nicht sein.
Ich bin dabei unser gesamtes Haus einmal auf den Kopf zu stellen. Natürlich fehlen mir da überall Ordnungsysteme, Organizer, etc. Aber da jetzt zwischendurch immer wieder etwas zu kaufen, ist in Summe doch recht teuer und ergibt auch erst richtig Sinn, wenn ich weiß, was alles bleiben darf und wie es neu einsortiert werden soll.
Also auch hier wieder: Aushalten, dass es nicht perfekt ist – und einfach mal genießen, dass es von Tag zu Tag besser wird.
4. Aus Ordnung entsteht Chaos
Zugegeben: Das hört sich beim ersten Lesen etwas absurd an.
Wenn ich aber beispielsweise eine Schublade ausräume, finden sich mit erstaunlicher Regelmäßigkeit immer wieder Dinge, die dort definitiv nicht hineingehören. Gleichzeitig sind es aber auch Dinge, die noch gebraucht werden oder die ich einfach (noch) nicht wegwerfen möchte.
Das allerdings bedeutet, dass die eigentliche Schublade am Ende zwar ordentlich aussieht, das ganze Zeug darin aber irgendwo hin muss – und noch gibt es dafür keinen festen Platz.
Deshalb: Aus Ordnung entsteht Chaos.
Da ich aber das bisherige Durcheinander in den Griff kriegen möchte, ist es keine Lösung das aktuell überschüssige Zeug einfach auf einen Stapel irgendwohin zu legen – und am Ende wieder zu vergessen. Vielmehr packe ich es gesammelt in eine Kiste oder Tüte. Darin sind Dinge für eigene 15 Minuten, die ich demnächst durchschauen werde, um die Sachen entweder wegzuwerfen oder aber ihnen einen neuen Platz zu geben.
5. Nicht jeder Tag ist gleich
Gestern war ein ganz schlechter Tag, was das Aufräumen anging. Nach einem langen Arbeitstag hatte ich mir den Timer noch auf 2x 15 Minuten gestellt, nachdem ich unseren Sohn ins Bett gebracht hatte. Und tatsächlich bin ich wie ein verrückte Huhn durchs Zimmer gelaufen, hab‘ am Ende die meisten Sachen aber nur von einem Stapel auf den anderen geräumt. Ich war einfach platt und nichts funktionierte.
Heute dagegen habe ich 2x 15 Minuten richtig viel geschafft – so viel, dass man sogar mit nur einem Blick ins Zimmer einen riesigen Fortschritt sehen kann.
Es war jeweils der gleiche Zeitraum und doch fühlte es sich komplett anders an!
Es gibt einfach Tage, da geht es ganz leicht, und Tage, da fällt es mir sehr schwer. Beides ist okay. Solange ich jeden Tag aufs Neue 15 Minuten aufräume, kann ich die schlechten Tage unter den Teppich fallen lassen. Im Gesamten fallen sie nicht auf.
Und so motiviert ich seit einigen Wochen bin: Wenn’s gar nicht geht, sollte man lieber eine Pause machen und sie auch genießen!
6. Mehrere Ausmistrunden drehen
Eine Nachricht an mein Zukunfts-Ich: Wenn ich einmal das ganze Haus auf den Kopf gestellt habe, fang du bitte noch mal von vorne an.
Naja, nicht wirklich von ganz vorne, aber mein zukünftiges Ich sollte sich noch mal alles vornehmen, was ich in der ersten Runde in Kisten oder Tüten zusammengepackt habe.
Dinge auszusortieren oder wegzuwerfen fordert – je nach Tag – extrem viel Energie. Um trotzdem nicht ins Stocken zu geraten, packe ich die Dinge, bei denen mir die Entscheidung super schwer fällt, einfach erstmal wieder weg. Allerdings alles gesammelt in viel weniger Kisten.
Diese Kisten werde ich mir in einer zweiten oder auch dritten Ausmistrunde ganz bewusst vornehmen. Die Frage ist dann: Brauche ich die Dinge wirklich oder konnte ich sie in dem Moment nur nicht gehen lassen?
So wird alles überschaubarer und wirkt nicht mehr wie der Mount Everest!
7. Motivation vs. Routine
Zum Jahresstart ist man immer motiviert etwas zu ändern. Die Energie der „Lass los für mehr Platz“-Challenge in der zweiten Januarwoche hat nochmal einen schönen Motivationsbooster hinterher geschickt.
Nur … diese ganze Sache mit der Motivation ist wenig nachhaltig. Sobald es (zu) anstrengend wird, kommt wieder das Null-Bock-Gefühl und die ganze schöne Motivation verpufft.
Motivation ist etwas kurzzeitiges, das teilweise sehr von Gefühlen und Stimmungen abhängig ist. Das entscheidende ist es, eine Routine aufzubauen. Und ja, das ist alles andere als leicht.
Witzigerweise kann dir die Motivation dabei helfen funktionierende Routinen aufzubauen. Doch am Ende sind es genau diese Routinen, die dich dazu bringen, auch ohne Motivation die wichtigen Dinge zu tun!
Wie es weiter geht
Ein bisschen Angst hab ich vor dem Moment, wenn der Kurs vorbei ist und die Unterstützung von Melanie und der Austausch in der Gruppe wegfallen.
Doch bis dahin sind es noch ein paar Wochen – genaugenommen neun.
Neun Wochen, in denen ich mich jeden (Wochen-)Tag mindestens 15 Minuten ans Ausmisten mache. Neun Wochen, in denen ich meinem Zuhause Struktur und Ordnung geben kann. Neun Wochen, in denen ich eine Routine aufbauen kann, die mich weitermachen lässt.
Ich merke schon jetzt, wie gut die Veränderung tut. Wie befreiend es ist, Ballast loszuwerden. Wie wenig (oder bisher gar nicht) ich die weggeworfenen Dinge vermisse. Wie beruhigend es ist, freie Flächen betrachten zu können.
Es war definitiv die richtige Entscheidung den Kurs zu machen – und ich bin selbst neugierig, wie weit ich noch kommen werde.
Wenn du mehr über meine Erfahrungen und Gedanken rund ums Ausmisten und Aufräumen (und viele weitere Themen) wissen möchtest, werde Teil meines Telegramkanals „Not just one thing“. Ich freu mich auf dich 😄
Oh ich bin sicher, wenn du erst einmal weißt wie, wirst du es auch schaffen. Das schwierigste ist, habe ich festgestellt, dran zu bleiben und nicht schnell wieder in alte Angewohnheiten zu verfallen.
Was übrigens auch gut klappt: Jeden Tag 3 Sachen ausmisten. Das summiert sich ordentlich im Laufe des Jahres.
Liebe Sari,
oh ja, dran bleiben ist wirklich entscheidend. Und es ist erstmal ganz schön anstrengend. Aber wenn es zu einer Routine geworden ist, wird es vermutlich leichter. Schwierig wird es vermutlich, wenn man mal nicht alles ordentlich halten kann, weil man krank ist oder so. Dann nicht alles schleifen zu lassen, ist bestimmt auch nicht einfach.
Und ja, jeden Tag etwas ausmisten, läppert sich auf jeden Fall. Das unterschätzt man total!
Hab noch einen schönen Abend 🙂